Schriftsteller und Zeitzeuge Stefan Horvath

04.04.2017

Stefan Horvath, ein Rom aus Oberwart berichtete den Schülern der beiden 4. Klassen über die Geschichte der Zigeuner von ihrer Auswanderung aus Indien vor fast 1000 Jahren, über die Verfolgung der Volksgruppe in der NS-Zeit bis in die Gegenwart. Vom Mittelalter bis ins 18. Jahrhundert war die Arbeit der Zigeuner als hochspezialisierte Waffenschmiede sehr begehrt, so dass sie das Privileg frei in Europa herumreisen zu dürfen, erhielten. In der Regierungszeit Maria Theresias wurden die Zigeuner gezwungen, ihr bisheriges Leben aufzugeben und sesshaft zu werden.

Im 2. Teil seines Vortrages berichtete Herr Horvath über seine Kindheit und Jugend in der Romasiedlung bei Oberwart. Er schilderte wie schwierig es für einen Rom war, die Hauptschule zu besuchen oder einen Lehrplatz zu finden. Das Bombenattentat vom Februar 1995, bei dem sein Sohn ums Leben kam bedeutete einen Wendepunkt in seinem Leben. Um seine Traurigkeit zu überwinden, begann Stefan Horvath zu schreiben. “Das Wichtigste im Leben ist verzeihen zu können, Hass frisst die Seele auf.” - So hat Herr Horvath dem Mörder seines Sohnes verziehen und ihn sogar im Gefängnis besucht.

 

Wikipedia- Eintrag:

Stefan Horvath wurde in einer Romasiedlung in Oberwart geboren. Die Siedlung wurde von der Gemeinde für den Bau des städtischen Krankenhauses, in welchem Horvath bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2011 arbeitete, aufgelöst.

Er besuchte die Volksschule in seiner Geburtsstadt. Als erster Rom durfte er auch die dortige Hauptschule besuchen. Nach seiner Schulpflicht arbeitete er von 1964 bis 1982 als Hilfsarbeiter für diverse Baufirmen in Wien und Umgebung, wurde von 1983 bis 1989 Vorarbeiter bei einer Baufirma und kam bis in den Betriebsrat. Von 1989 bis 1994 war er als Polier bei einer anderen Baufirma angestellt.

In der Nacht vom 4. auf den 5. Februar 1995 übte der österreichische Briefbombenattentäter Franz Fuchs einen Anschlag mit einer Rohrbombe aus. Dabei wurden Peter Sárközi, der Sohn von Horvath, Josef Simon sowie Ervin und Karl Horvath getötet. Sie hatten versucht, eine an der Bombe befestigte Plakette mit einer rassistischen Beschimpfung („Roma zurück nach Indien“) zu entfernen. Dieses Erlebnis nahm ihn so mit, dass er unter schweren Schlafstörungen und seelischen Problemen litt. Danach begann seine schriftstellerische Tätigkeit.

Seit 1995 arbeitet Horvath außerdem als Reinigungskraft am Oberwarter Krankenhaus. Er ist verheiratet und lebt noch immer in der früheren Romasiedlung.

Aus dem Schmerz über den Verlust seines Sohnes heraus begann Horvath zu schreiben.

In seinem Buch „Ich war nicht in Auschwitz“ beschreibt er aus fiktiven sowie mündlich weitergegebenen Erzählungen und Gedichten einen Appell an die Menschheit, Geschehenes nicht vergessen zu lassen. Er tut dies vor allem als Nachkomme von KZ-Opfern und als Angehöriger eines Terror-Opfers. Das Buch wurde von Kindern illustriert, welche durch die Bilder zum Ausdruck bringen, was sie unter „KZ“ (Konzentrationslager) verstehen.

Zwölf Jahre nach dem Anschlag brachte er das Buch „Katzenstreu“ heraus, in welchem er das Geschehen aus verschiedenen Blickwinkeln schildert. Er wechselt dabei zwischen den Rollen des Täters, des Beobachters und des Opfers.[1]

Horvath arbeitet auch im Zeitzeugenprogramm des österreichischen Unterrichtsministeriums mit und besucht Schulen in ganz Österreich, um von seiner persönlichen Geschichte und von der Geschichte der Roma in Österreich zu berichten.[2]

2016 erhält Stefan Horvath zusammen mit Gerhard Scheit den Theodor-Kramer-Preis.[3]

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